Über uns

Donnerstag, 9. August 2012

Alltag

Wenn man bedenkt unter welchen Umstaenden hier gearbeitet wird sind wir doch immer erstaunt, was hier so alles gemacht wird. Leider wird im Moment hier der OP renoviert, deswegen werden hier im provisorischen OP nur Notfaelle (und das sind vor allem die Kaiserschnitte) operiert. Die Anaesthesie wir hier nur mit Ketamin/ Diazepam gemacht. Am Anfang wollten wir es nicht glauben, aber alle OPs werden ohne Intubation oder Narkotika gemacht, nicht mal relaxiert. Die Ueberwachung im OP geschiet nur mittels Pulsueberwachung am Pulsoxymeter. Ein EKG gibt es nicht. So werden hier auch recht grosse bauchschirurgische Eingriffe gemacht. Wir duerfen hier bei allem assistieren und auch selber machen. Auch das in Deutschland kaum vor zu stellen.
Die Ausbildung der Aerzte ist gut, sie wissen viel, auch ueber die Moeglichkeiten die die Patienten haben wuerden, wenn sie in groesseren bzw. entwickelten Krankenhaeusern waeren. Sind sie aber nicht. So arbeiten sie mit dem was sie haben.
So sehen wir hier sehr viele Kaiserschnitte. Wie bei uns auch, gibt es hier "Husten, Schnupfen, Heiserkeit" ur ist das hier eher "Malaria, Typhus und HIV". Insbesondere viele Kinder mit Malaria sehen wir, die Therapie koennen wir im Schlaf. Wenn das Kind mal keine Malaria hat (also wenn die Therapie nicht wirkt), wird auf Typhus behandelt. Das klappt irgendwie fast immer.
Bei den Frauen dominieren gynaekologische Erkranknungen, Aborte, Entzuendungen aber auch immer wieder Geschlechtskrankheiten, vor allem Syphillis, was auch fuer die Aborte oft der Grund ist.
Sehr oft sehen wir auch HIV in den verschiedenen Stadien. Insbesondere bei den Maennern haben wir es in spaeteren Stadien gesehen. Bisher nur eine Frau mit AIDS, die erste Endstadium AIDS Patienten die ich bisher gesehen habe. HIV Therapie kennen wir nun auch. Kinder haben wir zwar getestet, aber bisher noch nciht positiv, Gott sei Dank. Es gibt aber einmal die Woche eine Sprechstunde fuer HIV positive Kinder. Da waren wir noch nicht.
Dazu sehen wir oefters Patienten mit Verdacht auf Billharziose, Tonsilitis, Gastritir. Gelegentlich sogar Bluthochdruck. Alles was man hier auch nur theoretisch mit Antibiotika behandeln kann, wird auch mit Antibiotika behandelt. Sinnvoll erscheint uns das nicht immer, klar funktioniert das immer gut.
Die ersten Tage hatten wir Glueck und alle Patienten haben das Krankenhaus lebend verlassen. Das aenderte sich leider diese Woche. Bei Christians letzter Sectio ist das Kind verstorben, die Mutter wollte und konnte die Kosten fuer den Kaiserschnitt (etwa 50 Euro) nicht tragen, sie kam zu spaet ins Krankenhaus. Die Mutter hat mit Glueck und der Erfahrung des Arztes (Dr, Daniel) ueberlebt. Gestern sind gleich zwei gestorben, ein junges Maedchen, 19 Jahre alt, an Durchfall und dem Fluessigkeitsmangel, in der Nacht ein 5 Jahre alter Junge an Fieber. Wir koennen uns das kaum vorstellen und doch sehen wir das.
Obwohl das Gebiet hier voll mit Nahrungsressourcen sind, sehen wir viele Unterernaehrte Kinder. Das Problem ist nicht die Verfuegbarkeit der Nahrung, sondern die Unfaehigkeit oder Nachlaessigkeit der Muetter. Sie sind schlicht intelektuell in der Lage ihre Kinder zu ernaehren. Oft verkaufen sie lieber das Essen auf dem Markt, als es dem Kind zu geben. Jede Visite wird mindestens zwei Muettern erklaert, wie sie ihre Kinder zu Ernaehren haben.
Besondern mitgenommen und ans Herz gewachsen ist ein kleines Maedchen, sie kam an unserem ersten Tag mit Verbruehungen am ganzen Koerper, 50% der Koerperoberflaeche. Wir behandeln sie jeden Tag, waschen der Wunden, verbandwechseln, abtragen toter oder entzuendeter Haut. Das machen wir mittlerweile allein. Mit allen hochs und tiefs. Die Prozedur ist schmerzhaft fuer sie, aber notwendig. Schmezmittel koennen wir ihr keine mehr geben, ohne weitere Schaeden zu verursachen. Sie bekommt viele Antibiotika um die Wunden sauber zu halten. Sie hatte schon eine Lungenentzuendung, nun sogar Pilzbefall als Folge der ganzen Antibiotika. Die Mutter ist arm, allein und sehr jung, komplett ueberfordert. Sie ist auch nicht in der Lage gutes Essen zu kaufen, grade da das Kind proteinreiche Nahrung braucht. Das Essen und Teile der Therapie bezahlen also wir. Wir werden leider nicht mehr sehen, wie sie gesund wird, das wird noch Wochen bis Monate dauern. Ob sie danach ein Trauma vor Weissen hat? Wir hoffen nicht.

Wir lernen echt viel und die Aerzte machen einen guten Job. Trotzdem ist man oft frustriert ueber den Mangel an Moeglichkeiten, aber auch viele unterschiede in der Mentalitaet stehen oft im Weg. Trotzdem entwickelt sich viel und wir hoffen das hier auch in Zukunft gute Medizin gemacht wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen