Über uns

Mittwoch, 11. September 2013

Wie die Zeit vergeht

Ein Jahr ist es nun her, das wir Tansania verlassen haben. In dieser Zeit ist für uns viel passiert und ich dachte mir, das es vielleicht den einen oder anderen interessiert, was so aus uns geworden ist.

Christian und ich haben die letzten zwei Semester an der Uni hinter uns lassen können und sind nun beide im Praktischen Jahr. Wenn alles gut läuft machen wir im Oktober 2014 unseren Abschluss. Während ich in der Region geblieben bin, ist Christian nach Hannover gezogen, um dort sein Praktisches Jahr zu absolvieren und endlich bei seiner Freundin ein zu ziehen. Christian hofft dort seinem Ziel Kinderchirurg zu werden ein Stück näher zu kommen.
Ich schwanke noch zwischen Kardiologie und Anästhesiologie.

Es vergeht sicher kein Tag, an dem wir nicht an Liuli und Tansania zurückdenken. Angefangen von den wichtigen Erfahrungen im Krankenhaus, über Josephs Strandbar bis zu den tollen Stränden auf Zanzibar. Ich merke immer wieder, wie mich die Erfahrungen beeinflussen und mir sicherlich viel gebracht haben, auch wenn die Erinnerungen immer weiter in die Vergangenheit wandern und manche sicherlich verblassen. Gern würden wir beide wieder zurück und überlegen ab und an, wie und wann das wohl geschehen wird und wie wir uns dort als fertige Ärzte einbringen können.

Auch das Leben ins Liuli geht weiter. Nachdem im letzten Semester Kira und Marcel unten waren, sind aktuell wieder Düsseldorfer Studierende dort.
Markus, einer der Initiatoren des Vereins, war im Januar nach seinem Examen auch auf Besuch bei Dr. Daniel und konnte sicherlich tolle Eindrücke des neuen OP mitbringen.
Falls ihr euch noch an das Mädchen mit den Verbrühungen erinnern könnt gibt es auch da gute Nachrichten. Kira hat sie bei einer Nachuntersuchung im März gesehen und konnte uns vermelden, daß es ihr gut geht und die Wunden größtenteils verheilt sind. Solche Nachrichten sind natürlich super.

Auch Josephs Beachbar nimmt formen und sieht, zumindest auf den Fotos, großartig aus. Auch da freue ich mich von den Kommilitonen neues zu hören und zu sehen.

Des weiteren freue ich mich immer wieder, wenn aus dem Freundeskreis fragen nach meinen Erfahrungen kommen, egal ob es um Praktika im Afrika, Urlaubstipps oder einfach nur Neugierde ist. Also, wenn ihr fragen zu unseren Erfahrungen habt oder auch Ideen für das Krankenhaus, meldet euch! Natürlich freut sich auch der Verein über Spenden! ;-)


Dienstag, 11. September 2012

Wie geht es weiter?

Leider hab ich die ganzen Bilder noch nicht hier auf dem Rechner. sodaß ich im Augenblick nicht vieles Posten kannt, aber sobald die 1100 Fotos bereit stehen geht es sicher auch mit den Fotos los. Wenn ihr wollt?

Die Frage kommt nämlich, was in Zukunft mit diesem Blog passiert. Die Reise ist leider Vergangenheit und der Alltag hat uns so langsam wieder. In 3 Wochen etwa geht die Uni wieder los und ich mache vorher noch eine Famulatur. Christian hat das Wochenende mit Schützenfest genossen und wird die letzten Tage noch mit seiner Freundin wegfahren.

Ich habe natürlich noch viele Gedanken zu den letzten Wochen und auch das Leben in Liuli geht weiter. Im Augenblick ist ja Johannes da, im November die nächste Studentin und auch die Freunde in Deutschland sind ja nicht untätig. Wollt ihr da weiter drüber lesen? Soll ich nur noch die Fotos hochladen? Interessieren euch die Gedanken zum Trip, die nach und nach kommen?

Immerhin ein paar Fotos hab ich mit meinem Handy gemacht und einen kleinen Vorgeschmack mag ich euch geben, damit hier nicht immer nur Text steht:

Der Sonnenuntergang in Liuli war nämlich immer einer der schönesten den ich je gesehen habe.. und vor allem jeden Abend irgenwie anders.

Das Foto ist am ersten Abend in Liuli entstanden. Nach dem wir das Doctors House bezogen haben und auf das erste Abendessen warteten. An dieser Stelle hat mir Dr. Daniel übrigens auch direkt von den Giftschlangen erzählt.

Freitag, 7. September 2012

Johannes

Einige Tage nach unserer Abreise ist Johannes in Liuli angekommen. Auch er schreibt einen Reiseblog, also wenn ihr interessiert seid, weiter was aus Liuli zu lesen mag ich euch den Blog gern empfehlen.
Ich werd auf jeden Fall fleissig schauen, was so passiert.

http://eibitravels.wordpress.com/

Donnerstag, 6. September 2012

Wieder daheim

Gestern Abend um 17.25h sind wir wieder in Deutschland gelandet. Der Rückflug ging echt problemlos von statten. Wir hatten noch einen schönen letzten Abend in Dar es Salaam. Wir konnten in Toni's Unterkunft unsere Taschen lagern, Duschen und sogar noch eine Mütze Schlaf bekommen, bevor es um Mitternacht zum Flughafen ging. (Sie macht in Dar ein PJ Tertial) Um 3.45h pünktlich startete auch der Flieger. Auch den dreistündigen Zwischenstop in Instanbul haben wir gut hinbekommen.

Jetzt grade bin ich dabei mein Gepäck mal so langsam ordentlich in Wäsche (zwei Maschinen habe ich schon durch) und Schrank zu räumen. Der Abend gestern gehörte allein meiner Freundin. Nach sieben Wochen auch verständlich, oder? ;-)

Den Tag heute habe ich ganz entspannt angegangen, heute Morgen gemütlich mit meiner Freundin gefrühstückt (sie hat gestern Kuchen gebacken). Nachmittags habe ich dann meine Mutter und meine Katze besucht und natürlich viel von der Reise erzählt.

Ein wenig komisch ist das hier alles schon, mal abgesehen das alle weiß sind, vieles bin ich einfach nicht mehr gewöhnt. Die Wohnung kam mir auch etwas fremd vor (geht schon wieder). Dazu geht einem einfach auch viel durch den Kopf. Ich springe beim erzählen von einem zum anderen. Ich weiß nie genau, wo ich anfangen soll zu erzählen. Natürlich wollen wir noch einen Foto Abend machen, das werden wir die Tage mal planen, ihr seid ja sicher auch neugierig.

Im Moment bin ich allein zu Haus und das gar nicht mehr gewöhnt. Die letzten 7 Wochen war ich ja quasi nie allein. Meine Freundin ist arbeiten. Dafür fahren wir über das Wochenende noch mal zusammen weg. Ich finde es wichtig noch mal abseits des ganzen Alltagstrubels meine Zeit nur mit ihr zu haben. (Deswegen hab ich meine Katze noch nicht Heim geholt).

Montag, 3. September 2012

Abschied

Ich nutze die Chance hier im Hotel noch mal kurz einen kleinen Eintrag zu schreiben. Heute verbringen wir den letzten Abend und die letzte Nacht auf Sansibar. Morgen frueh geht es mit der Faehre wieder nach Dar es Salaam und um 3.45h geht es mit dem Flieger nach Deutschland.

Die vergangenen Tage waren echt schoen. Zuerst vier Tage in Stone Town, der Stadtteil am Hafen von Zanzibar Town. Wir haben die kleinen Gassen erkundet, am Strand Delphine gesehen, eine der vielen Touri Touren gemacht und viele Menschen getroffen. Die letzten drei Naechte wollten wir aber wirklich Strand und Palmen. Dazu sind wir ans Ostufer gefahren und haben dort in einem Hotel direkt am Strand uebernachtet. Wir sind bei Ebbe zu den Korallenriffen gelaufen, haben frische Kokosnuss gegessen und auch eine Schnorcheltour gehoerte zum Programm. Natuerlich auch viel sonnen und schwimmen im wirklich warmen indischen Ozean.
Die Tage sind echt verflogen. Im Hotel haben wir wieder viele Menschen kennengelernt und viele interessante Gespraeche gefuehrt. Klar hatten auch wir viel zu erzaehlen und waren froh wieder andere Muttersprachler zu treffen. An dieser Stelle liebe Gruesse an alle, die schon Zuhause oder noch Unterwegs und der Einladung gefolgt sind uns hier zu besuchen. Sorry, wenn wir etwas viel geredet haben. ;-)
Morgen werden wir noch mal das Universitaetskrankenhaus in Dar es Salaam sehen und noch Freunde treffen, da unser Flug ja echt mitten in der Nacht ist.

Wir danken euch an dieser Stelle schon mal fuer die Treue beim lesen. Wenn wir wieder da sind, schreiben wir sicher noch etwas weiter und werden endlich auch Fotos hochladen.
Natuerlich gibt es morgen noch tweets.

Sonntag, 26. August 2012

viel passiert...

seit dem letzten Post. Wir haben Liuli verlassen, dafuer hat uns Dr. Sam Ndimbo (Dr. Daniels Bruder) sein Auto zur Verfuegung gestellt, so hatten wir die Moeglichkeit auf dem Weg nach Songea noch das Krankenhaus in Peramiho zu besuchen. Dabei handelt es sich um ein Missionshospital der katholischen Kirche. Dazu gehoert ein riesiger Komplex mit Kirche, Kloster, Schule, Farm (inklusive Schlachtung und eigener Wurstherstellung), handwerklichen Betrieben...kurz und gut - eigentlich ein eigenes Dorf. Das Krankenhaus war mit unserem kleinen St. Annes kaum zu vergleichen.

In Songea angekommen waren wir Abends bei Father Komba zum Essen eingeladen, worueber Daniel und ich uns sehr gefreut haben. Am naechsten Morgen haben wir dann den Bus Nach Iringa genommen, was der Ausgangspunkt unserer Safari in den Ruaha National Park war. Dabei handelt es sich aktuell um den zweitgroessten Nationalpark Afrikas (nur der Kruger ist groesser). Unser Trip startete morgens um 8:30 am Hotel, gegen 11 Uhr haben wir den Eingang zum Park passiert und hatten dann dort 24 h Aufenthalt. Daniel und ich hatten einen Landcruiser ganz fuer uns alleine, da sich auf die schnelle niemand mehr gefunden hat ( wodurch es fuer alle guenstiger geworden ware).  Die Safari bestand dann aus in-Schrittgeschwindigkeit-durch-den-Park-fahren, die Landschaft geniessen und Tiere beobachten. Oh, wie untertrieben das ist!!! Als Europaer kann man sich die Weite der afrikanischen Steppe kaum vorstellen, auch wenn man sie eigentlich aus dem Fernsehn kennt. Die zahlreichen Tierbeobachtungen spotten jeder Beschreibung, so haben wir Impalas, mehrere Antilopenarten, Zebras, Giraffen, Bueffel, Elefanten, Flusspferde, Krokodile, Loewen, einen Leoparden und noch viel mehr teilweise aus allernaechster Naehe gesehen. Ein absoluter Hoehepunkt war wohl, 2 Loewen dabi zu beobachten, wie sie eine Giraffe gefressen haben...und das aus weniger als 10 meter Entfernung. Die Safari war eine absolut beeidruckende Erfahrung.
Nach 24 h Aufenthalt im Park sind wir dann zurueck nach Iringa gefahren (wo wir bei unserer Ankunft 2 Tage vorher uebrigens zum ersten mal seit 4 Wochen wieder andere Nsungus, Weisse, gesehen haben, und wir uns tatsaechlich mal wieder in unserer Muttersprache mit anderen Menschen ausser uns selber unterhalten konnten...), von wo aus wir heute morgen den Bus nach Dar genommen haben. So sind wir also wieder im Kibodya Hotel, von wo aus unsere Reise vor 5 Wochen mehr oder weniger begonnen hat...und morgen Mittag geht es dann mit der Faehre nach Sansibar. Eine Woche ausspannen und "Urlaub" machen, bevor wir die Heimreise antreten werden.

Montag, 20. August 2012

Die letzten Tage in Liuli

Vermutlicher unser letzter Eintrag aus Liuli.
Die letzten Tage sind wie im Flug vergangen, wir waren viel unterwegs und haben einiges gesehen. Morgen wird der letzte Tag in Liuli sein, bevor wir Mittwoch sehr frueh aufbrechen. Am Freitag werden wir dann zwei Tage auf Safari sein um dann abschliessend die letzten Tage auf Sansibar zu verbringen.
Morgen werden wir nur noch unsere Taschen packen, die uebriggebliebenen Materialien ans Krankenhaus geben, Buecher zurueck geben und den Leuten Auf Wiedersehen sagen.
ich persoenlich gehe mit dem typischen weinenden und lachendem Auge. Ich freue mich darauf, dass es weiter geht und wir neue Dinge erleben, auf der anderen Seite fuehlt man sich ja schon etwas heimisch hier und hat in die Aufgaben hineingefunden. Mit der hiesigen Arbeitsmenatalitaet konnte ich mich bis jetzt immer noch nicht anfreunden.

Donnerstag und Freitag waren wir auf einer Tour in den Norden. Durch die deutschen Foerderer (insb. auch die Friends of St. Annes) wird das Mother and Child Health Care getragen. Ziel ist es in die Doerfer zu fahren und in den lokalen Medizinzentren Vorsorgeuntersuchungen durchzufuerhen. Dazu hat das Krankenhaus unter anderem auch ein mobiles Ultraschall bekommen.
Letzten Monat ist eine solche Tour das erste mal gelaufen, letzte Woche nun das zweite mal. Wir hatten das Glueck eine solche Tour begleiten zu koennen.
Donnerstag ging es los. Auf dem Weg in den Norden hat uns Dr. Daniel viele Orte gezeigt, zu denen er verbunden ist, sein Elternhaus, seine Schule und auch Verwandte haben wir getroffen, die oft auch seine Patienten sind. Die Strassen sind schlecht und von den starken Regenfaellen der Regenzeit gezeichnet. Wir uebernachten bei einer netten Familie, Abends ein Bier am Strand mit Lagerfeuer.
Der naechste Tag ist fuer die Untersuchungen. An zwei Standorten untersuchen wir ca. 70 Frauen. Uns geht es darum, die jenigen zu finden, die Risiken haben und in jedem Fall im Krankenhaus entbinden sollen oder gar ein Kaiserschnitt noetig ist. An diesem Tag bedeutet das Stress und viel Praxistraining fuer uns.

Das Wochenende ist viel entspannter. Wie jeden Tag haben wir uns um das verbuehte Maedchen gekuemmert, heute das letzte mal, ab Morgen geben wir das in andere Haende und wuenschen ihr das beste. Sonntag war hier Markt, eine Art Flohmarkt fuer alle Waren des taeglichen bedarfs, viele tausend Menschen waren Dort, ein buntes Treiben, Handeln, Kaufen und Verkaufen. Wir haben dort Souveniers fuer unsere Freundinnen geholt und wieder einiges an lokalen Snacks probiert.

Einigermassen entspannt gehen wir also auf die letzten Schritte unserer Reise.

Dienstag, 14. August 2012

Manchmal ist das Leben nicht fair...

Wir lernen hier echt viel und sind auch, wie ich schon schrieb, echt erstaunt, was hier so alles gemacht und behandelt wird, aber manches ist hier oft einfach schwer zu ertragen. Dabei geht es nicht darum Schuld zu definieren oder etwas schlecht zu machen, sondern manche Dinge einfach mal dar zu stellen.
Die Lage hier ist nun mal nicht einfach, wie oft in Entwicklungslaendern ist auch hier das Geld knapp. Wenn dann noch Korruption und Fehlmenagement dazu kommt kann das oft schwierig werden (Ich werde das, wenn ich zu Hause bin mal naeher betrachten). Unter anderem fuerht das auch dazu, dass das Personal seit Monaten nicht bezahlt wurde, aber eben auch das viele Materialien nicht da sind.
Eine Eigenschaft, die man uns deutschen ja immer so nachsagt ist ja unsere Ordnungsliebe und das wir alles immer Planen muessen, ich glaube Christian und insbesonder ( ;-)) ich machen da keine Ausnahme. Hier in Tansania ist das aber anders. Sehr anders. In der Regel ist das kein Problem, die Dinge laufen hier, so wie sie laufen, aber es gibt auch Tage, wo man einfach etwas fassungslos da steht und nocht so recht weiter weiss.
Waehrend Christian heute zwei Sectios mit Dr. Daniel gemacht hat (die anderen Aerzte sind in der Weltgeschichte irgendwo unterwegs), hab ich mit Titus, einem Studenten aus Tansania (Dr. Sams Sohn), die Visite gemacht. Bei vielen Patienten haben wir Untersuchungen angeordnet, die seit Tagen nicht gelaufen sind. Nach der Kinderstation, bat uns die Schwester uns einen Patienten auf der Station an zu sehen.Haben wir gemacht, einen 10 jaehrigen Jungen. Wie ich feststellen musste, leblos. Die Frage, wie lange schon konnte keiner der Schwestern beantworten. Wann hat man ihn zu letzt leben gesehen? Keine Antwort. Die Zahl der Zuschauer aus dem Personal wird mehr. Ich reanimiere ein paar Minuten. Zwecklos ohne Hilfe, Sauerstoff und Beutel. Ich geben auf. Mein erstes totes Kind.
Seit dem Tag behandeln wir das kleine Maedchen mit den Verbruehungen, jeden Tag. Ploetzlich und unerwaret war heute das Material aus. Es ist zwar im Lager, aber der mit dem einzigen Schluessel ist schon gegangen, weil wir bis Nachmittags warten mussten, weil das Personal, was uns dort behilflich ist (nur die koennen das) im OP war. Das mussspater nun aber auch wieder in den OP. Frustration macht sich breit. Der Verbandwechsel muss ausfallen, was uns wieder etwas zurueckwirft. Wir entschliessen uns wenigstens die Frau mit dem wahnsinnigen Aszites (Bauchwasser) zu punktieren. Sie bekommt schon kaum Luft, aber auch hierfuer ist kein Personal da, dass uns das Material dazu geben kann. Den an dies koennen nur zwei Pfelger. Der eine war schon im OP bei der Notsectio, der andere hat sich den Tag frei genommen. Wir haben ihn spaeter Volltrunken vor seinem Haus gefunden. Ihm nehmen wir es nicht uebel, sie bekommen kein bis kaum Geld und grade die beiden arbeiten 7 Tage die Woche, da braucht man mal nen Tag auf zwei einfach frei.
Es ist leider nicht so, dass hier nur Menschen sterben oder krank sind, weil sie kein Geld haben, sondern leider auch oft, weil sie schlecht organisiert sind, auch mal unmotiviert. Manchmal scheint es ihnen auch wenig egal zu sein. Ich glaube die Umstaende hier haerten auch einfach mal ab. Auch wenn wir die Leute echt moegen und sie liebe Menschen sind, die auch viel gutes tun und oft auch motiviert sind, wirken sie eben auch oft ueberfordert, was zu vielen Problemen fuehrt. Besprechen kann man das nur schwer, die Mentalitaet und der Mangel an Geld machen Diskussionen sinnlos.

Donnerstag, 9. August 2012

Alltag

Wenn man bedenkt unter welchen Umstaenden hier gearbeitet wird sind wir doch immer erstaunt, was hier so alles gemacht wird. Leider wird im Moment hier der OP renoviert, deswegen werden hier im provisorischen OP nur Notfaelle (und das sind vor allem die Kaiserschnitte) operiert. Die Anaesthesie wir hier nur mit Ketamin/ Diazepam gemacht. Am Anfang wollten wir es nicht glauben, aber alle OPs werden ohne Intubation oder Narkotika gemacht, nicht mal relaxiert. Die Ueberwachung im OP geschiet nur mittels Pulsueberwachung am Pulsoxymeter. Ein EKG gibt es nicht. So werden hier auch recht grosse bauchschirurgische Eingriffe gemacht. Wir duerfen hier bei allem assistieren und auch selber machen. Auch das in Deutschland kaum vor zu stellen.
Die Ausbildung der Aerzte ist gut, sie wissen viel, auch ueber die Moeglichkeiten die die Patienten haben wuerden, wenn sie in groesseren bzw. entwickelten Krankenhaeusern waeren. Sind sie aber nicht. So arbeiten sie mit dem was sie haben.
So sehen wir hier sehr viele Kaiserschnitte. Wie bei uns auch, gibt es hier "Husten, Schnupfen, Heiserkeit" ur ist das hier eher "Malaria, Typhus und HIV". Insbesondere viele Kinder mit Malaria sehen wir, die Therapie koennen wir im Schlaf. Wenn das Kind mal keine Malaria hat (also wenn die Therapie nicht wirkt), wird auf Typhus behandelt. Das klappt irgendwie fast immer.
Bei den Frauen dominieren gynaekologische Erkranknungen, Aborte, Entzuendungen aber auch immer wieder Geschlechtskrankheiten, vor allem Syphillis, was auch fuer die Aborte oft der Grund ist.
Sehr oft sehen wir auch HIV in den verschiedenen Stadien. Insbesondere bei den Maennern haben wir es in spaeteren Stadien gesehen. Bisher nur eine Frau mit AIDS, die erste Endstadium AIDS Patienten die ich bisher gesehen habe. HIV Therapie kennen wir nun auch. Kinder haben wir zwar getestet, aber bisher noch nciht positiv, Gott sei Dank. Es gibt aber einmal die Woche eine Sprechstunde fuer HIV positive Kinder. Da waren wir noch nicht.
Dazu sehen wir oefters Patienten mit Verdacht auf Billharziose, Tonsilitis, Gastritir. Gelegentlich sogar Bluthochdruck. Alles was man hier auch nur theoretisch mit Antibiotika behandeln kann, wird auch mit Antibiotika behandelt. Sinnvoll erscheint uns das nicht immer, klar funktioniert das immer gut.
Die ersten Tage hatten wir Glueck und alle Patienten haben das Krankenhaus lebend verlassen. Das aenderte sich leider diese Woche. Bei Christians letzter Sectio ist das Kind verstorben, die Mutter wollte und konnte die Kosten fuer den Kaiserschnitt (etwa 50 Euro) nicht tragen, sie kam zu spaet ins Krankenhaus. Die Mutter hat mit Glueck und der Erfahrung des Arztes (Dr, Daniel) ueberlebt. Gestern sind gleich zwei gestorben, ein junges Maedchen, 19 Jahre alt, an Durchfall und dem Fluessigkeitsmangel, in der Nacht ein 5 Jahre alter Junge an Fieber. Wir koennen uns das kaum vorstellen und doch sehen wir das.
Obwohl das Gebiet hier voll mit Nahrungsressourcen sind, sehen wir viele Unterernaehrte Kinder. Das Problem ist nicht die Verfuegbarkeit der Nahrung, sondern die Unfaehigkeit oder Nachlaessigkeit der Muetter. Sie sind schlicht intelektuell in der Lage ihre Kinder zu ernaehren. Oft verkaufen sie lieber das Essen auf dem Markt, als es dem Kind zu geben. Jede Visite wird mindestens zwei Muettern erklaert, wie sie ihre Kinder zu Ernaehren haben.
Besondern mitgenommen und ans Herz gewachsen ist ein kleines Maedchen, sie kam an unserem ersten Tag mit Verbruehungen am ganzen Koerper, 50% der Koerperoberflaeche. Wir behandeln sie jeden Tag, waschen der Wunden, verbandwechseln, abtragen toter oder entzuendeter Haut. Das machen wir mittlerweile allein. Mit allen hochs und tiefs. Die Prozedur ist schmerzhaft fuer sie, aber notwendig. Schmezmittel koennen wir ihr keine mehr geben, ohne weitere Schaeden zu verursachen. Sie bekommt viele Antibiotika um die Wunden sauber zu halten. Sie hatte schon eine Lungenentzuendung, nun sogar Pilzbefall als Folge der ganzen Antibiotika. Die Mutter ist arm, allein und sehr jung, komplett ueberfordert. Sie ist auch nicht in der Lage gutes Essen zu kaufen, grade da das Kind proteinreiche Nahrung braucht. Das Essen und Teile der Therapie bezahlen also wir. Wir werden leider nicht mehr sehen, wie sie gesund wird, das wird noch Wochen bis Monate dauern. Ob sie danach ein Trauma vor Weissen hat? Wir hoffen nicht.

Wir lernen echt viel und die Aerzte machen einen guten Job. Trotzdem ist man oft frustriert ueber den Mangel an Moeglichkeiten, aber auch viele unterschiede in der Mentalitaet stehen oft im Weg. Trotzdem entwickelt sich viel und wir hoffen das hier auch in Zukunft gute Medizin gemacht wird.

Dienstag, 7. August 2012

Wo Gott noch Einfluss hat...

Da wir hier ja nicht nur das Krankenhaus erleben, sondern auch in den Alltag vieler Menschen hineinschauen koennen, dachte ich mir, ich erzaehle euch etwas ueber den Stellenwert den Glauben in diesem Land oder zumindest bei den Menschen hier einnimmt. Wichtig ist das vorallem, wenn bedenkt, das wir in einem christlichen Missonarskrankenhaus sind.
Doch ist das alles nicht ganz so einfach.
Die Menschen hier glauben und auch die Kirchen sind am Sonntag gefuellt. Wir waren am Sonntag ja hier in der Kirche, wir haben zwar nicht viel verstanden, aber der Eindruck fuer mich war sehr positiv. Die Leute Leben ihren Glauben und man merkt auch, wieviel ihnen der Glauben gibt. Sie schauen erschrocken, wenn man ihnen von Saekularisierung in Deutschland erzaehlt. Oft sagen sie einem, dass Glaube die Loesung vieler Probleme darstellt. Wenn man sie so sieht, denkt man oft, wie gut ihnen das tut, eine Moeglichkeit zu haben mit dem Leben hier klar zu kommen.
Sie sind Dankbar fuer die Missionierung. Am ersten Tag haben sie uns die Geschichte der Missinierung und der Etablierung des Christentums berichtet. Der Missionar wird hier immer wieder gepriesen, selsbt die Berge hier rundherum sind nach ihm benannt. Sie erzaehlen das mit so viel Stolz und Leidenschaft. Das Christentum hat sie befreit und ihnen ein besseres Leben gebracht. Wirklich? Wenn man sie nach der Zeit davor fragt, schauen sie einen erstaunt an. Die Zeitrechung beginnt hier mit der Christianisierung. Hoechsten die Unabhaengigkeit vor 50 Jahren ist ein weiterer Punkt in der Geschichte Tansanias. Hier in der Gegend ist vom alten Tansania nicht viel Uebriggeblieben. Den alten Namen der Gebierge rundherum kennt keiner mehr.
So gibt es hier aber auch Korruption in der Kirche und viele Glaubensrichtungen fischen nach Einfluss und Geld. Auch der Islam ist hier weit verbreitet. Bisher leben alle Religionen hier friedlich beieinander. Besonders in Dar es Salaam faellt das auf. Ich wuensche ihnen das es so bleibt.
Eine Sache gibt es uebrigens, wo das mit dem Christentum hier aufhoert: In Tansania gibt es Vielehe. Polygamie ist weit verbreitet, was nebenher auch einer der Gruende fuer die hohe HIV Infektionsrate ist. Da scheint tatsaelich etwas aus dem alten Tansania ueberlebt zu haben.